Bitte lehn mich nicht ab!

Gehörst du zu den Hochsensiblen, die Angst vor Ablehnung haben? Dann kann es sein, dass du im Lauf deines Lebens eine Ablehnungsempfindlichkeit entwickelt hast. 


Die Angst vor Ablehnung entsteht dann, wenn du das Gefühl hast nicht dazuzugehören oder nicht gemocht zu werden, du denkst, dass du etwas nicht gut genug machst oder die Erwartungen der anderen nicht erfüllst. Um dieser Angst auszuweichen, hast du wahrscheinlich eine oder mehrerer dieser Anpassungsverhalten entwickelt: 

 

People Pleasing

Du machst mehr für andere, als für dich selbst. Du willst dein Gegenüber nicht enttäuschen und passt dich lieber an, bevor Konflikte aufkommen. Du sagst schnell Ja, obwohl du eigentlich Nein meinst. Du nimmst immer mehr auf dich, erleichterst dadurch das Leben für deine Umgebung, aber früher oder später kommst du ins Straucheln. 

Perfektionismus

Du willst immer 100% geben und keine Fehler machen, denn dann bist du gescheitert. Du machst Dinge nur dann, wenn du weißt, dass du sie auch wirklich kannst. Wenn du „nur“ ein gutes Ergebnis erreicht hast, glaubst du dem Lob anderer nicht. Du bereitest dich intensiv für eine Präsentation vor damit du ja keinen Fehler machst. Aber Perfektion gibt es nicht und der Versuch diese zu erreichen führt oft zu Depression, Stress und Ohnmacht. Perfektionismus steht deinem Erfolg im Weg. 

Stark sein 

Nur keine Schwäche zeigen, nicht um Hilfe bitten, keine Gefühle zeigen. Du hoffst, dass keiner etwas von deiner Verletzlichkeit mitbekommt. Du willst keine Belastung für jemanden anderen sein, sondern lieber alles selbst machen. Solange bis es wirklich nicht mehr geht. 

Kontrolle 

Du machst alles selbst, weil du nicht glaubst, dass wer anderer das genauso gut machen kann. Du übernimmst lieber selbst die Verantwortung und arbeitest viel mehr, bevor du etwas abgibst. Die anderen können es einfach nicht so gut, wie du. 

Urteilen über andere 

Du suchst die Schuld meist bei anderen, beschwerst dich über ihr Verhalten und erkennst deinen Anteil daran nicht. Schnell steckst du dein Gegenüber in eine Schublade und bildest deine Meinung. Damit verschließt du dich für andere Meinungen, Beweggründe,  Hintergründe und Blickwinkel. 


Hast du dich in einem der Punkte wiedererkannt? Gratuliere! Dann war das schon der erste Schritt hinaus aus einem dir nicht dienlichen Verhalten. Der nächste ist „nur“ noch das Verändern. Für jedes dieser Anpassungsverhalten gebe ich dir eine Übung mit, die du im Alltag anwenden kannst. Probier es aus und beobachte was es mit dir macht. 

 

Übung 1:

Wenn dich das nächste Mal jemand fragt, ob du dich Freitag Abend treffen willst, antworte erstmal, dass du noch darüber nachdenken wirst. Spür in dich hinein und überlege, ob du wirklich Lust auf dieses Treffen hast. Am nächsten Tag melde dich mit deiner Antwort. Aber sei ehrlich zu dir selbst! Wenn du keine Lust hast, dann sag Nein. 

 

Übung 2: 

Bau bewusst einen kleinen Fehler in eine deiner Aufgaben ein oder bessere ihn nicht aus, wenn du ihn entdeckst. Zum Beispiel einen Rechtschreibfehler oder lass ein Wort aus. Sei es in einer Präsentation in der Arbeit oder nur an eine Nachricht an deine Großtante. Ich weiß, zu Beginn kann das ziemlich unangenehm sein. Aber du wirst sehen, dass nichts passiert und wahrscheinlich nicht einmal auffällt. So lernst du, dass bei einem Fehler die Welt nicht untergeht und du bei deinem nächsten Projekt nur 80% geben kannst und es trotzdem großartig wird. 

 

Übung 3: 

Frage bewusst um Hilfe. Wenn du das nächste Mal einkaufen gehst und schwere Einkaufstaschen schleppst, frage die nächste fremde Person die vorbeigeht, ob sie dir helfen kann. Du wirst sehen, wie gerne Menschen helfen, wenn sie danach gefragt werden. So wird es dir immer leichter fallen auch nach Unterstützung zu fragen, wenn du sie wirklich brauchst. 

 

Übung 4:

Gib eurer Praktikantin oder einer Kollegin im Büro eine Aufgabe ab, die du ihr bisher nicht zugetraut hast. Und versuch die Herangehensweise und das Ergebnis so anzunehmen, wie es ist. Es gibt viele Lösungen zu einem Problem, nicht nur deinen Weg. Damit lernst du auch mal etwas abzugeben und nicht alles selbst zu machen. Du bist nicht für alles und jeden verantwortlich, vertraue auf die Fähigkeiten deines Umfelds. 

 

Übung 5:

Wenn du gerade auf den Bus wartest und nichts zu tun hast, beobachte deine Umgebung. Bei allem was du siehst, benenne es in deinem Kopf, ohne es zu bewerten. Also zum Beispiel „grünes Blatt“, „Frau mit rotem Pulli“ oder „grüner Mistkübel“. Wenn du dich dabei erwischst zu bewerten, gehe liebevoll weiter zum nächsten Objekt. Diese Übung kannst du immer wieder ganz leicht in deinen Alltag einbauen. Sie hilft auch dabei dich in den Moment zu bringen.

Viel Spaß beim Ausprobieren! 

 

30. Juli 2023