Was ist Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal. Menschen mit diesem Wesenszug nehmen Reize intensiver wahr. 

Das kann man sich so vorstellen, als hätte das Gehirn einen Filter, der mehr Reize durchlässt, als es bei Normalsensiblen der Fall ist. Somit haben Hochsensible eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit und verarbeiten Informationen besonders gründlich. 


Es gibt nicht den einen hochsensiblen Menschen. Bei jedem ist das Merkmal unterschiedlich ausgeprägt. Die eine nimmt Geräusche stärker wahr, während der andere schneller von Gerüchen oder Gefühlen überwältigt wird. Häufige Merkmale sind auch das Wahrnehmen von Stimmungen anderer Personen, hohe Empathie, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, Perfektionismus, intensives Innenleben, Kreativität, Kritik persönlich nehmen und niedriges Selbstwertgefühl. Hochsensibilität ist keine Krankheit, aber viele können leicht von den intensiven Wahrnehmungen überfordert werden. Mit einer bewussten und achtsamen Lebensführung wird man sich jedoch der Vorteile dieser Eigenschaft klar und kann seine Potenziale mehr und mehr entfalten.

Laut der Pionierin der Erforschung von Hochsensibilität, Elaine N. Aron,  sind 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung hochsensibel. Auch bei Tieren geht man von diesem Anteil aus. In der Tierwelt gibt es zwei unterschiedliche Strategien um sich einer möglichen Nahrungsquelle oder eines Partners zu nähern. 80 Prozent gehen schnell und kraftvoll darauf zu, die restlichen 20 Prozent hingegen wählen eine weniger impulsive Überlebensstrategie. Sie versuchen Risiken zu vermeiden, indem sie aufmerksam die Situation beobachten bevor sie handeln. Beides ("erst denken" und "sofort handeln") kann je nach Bedingung erfolgreich sein. Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Hochsensibilität auch beim Menschen eine durch die Evolution entstandene Strategie ist, Informationen gründlich zu verarbeiten, ehe man handelt.

Obwohl genauso viele Männer wie Frauen mit diesem Wesenszug geboren werden, gibt es je nach Kultur Unterschiede im Erleben. In der westlichen Welt wird Sensibilität bei Männern eher missbilligt und daher lernen sie diese zu verstecken. Sie haben daher meist noch mehr Schwierigkeiten ihr hochsensibles Wesen zu akzeptieren, als Frauen. Unter den hochsensiblen Menschen gibt es nicht nur Introvertierte, sondern 20% von ihnen sind sogar extrovertiert.

Der Begriff Hochsensibilität sowie die Forschungen dazu sind erst in den 90ern mit Arons Buch "The Highly Sensitive Person" bekannt geworden. Mittlerweile beschäftigen sich immer mehr Menschen mit diesem Thema, aber es gibt auch noch sehr viele die noch nie etwas davon gehört haben. Wichtig ist es daher darüber zu informieren. Es geht nicht darum Sensiblere mit Samthandschuhen anzufassen oder sie anders zu behandeln, sondern Verständnis aufzubringen. Und vor allem hochsensible Personen zu erreichen, damit sie sich ihrer Fähigkeit bewusst werden und in unserer schnellen Welt besser damit umgehen können. Für viele ist allein schon die Tatsache zu wissen, dass es dieses Persönlichkeitsmerkmal gibt, eine riesige Erleichterung. Zu wissen, dass man mit den vielen Gefühlen und Wahrnehmungen nicht allein ist, hilft sehr um sich nicht mehr vollkommen fremd in unserer heutigen Gesellschaft zu fühlen.

Elaine N. Aron -  Psychotherapy and the Highly Sensitive Person

Bist du hochsensibel? Mach hier den Test

Weitere Infos zu Hochsensibilität:
www.hochsensitiv.net
www.hochsensibilitaet-netzwerk.com