Einsam

Einsamkeit ist besonders bei uns Hochsensiblen ein Thema. Wir haben das Gefühl keiner versteht uns. 

Bei mir meldet sich das Gefühl der Einsamkeit unabhängig von der Jahreszeit und unabhängig davon, ob ich allein bin oder nicht. Bisher habe ich mich für meine Einsamkeit immer geschämt. Denn gesellschaftlich gesehen, sind jene einsam, die keine Freunde haben, keine Familie, alt oder „uncool“. So habe ich es zumindest immer gesehen, deshalb hätte ich niemals zugegeben, dass ich einsam bin. Mittlerweile ist Einsamkeit für mich kein Grund zur Scham. Jede:r fühlt sich ab und zu einsam. Früher habe ich versucht das Gefühl zu kompensieren, indem ich meine Abende und Wochenenden verplante um immer unter Menschen zu sein. Allerdings habe ich mich in Gesellschaft oft am einsamsten gefühlt. Ich habe versucht mich anzupassen, nicht anders zu sein und gehofft, damit fühle ich mich zugehörig – alle anderen haben es ja scheinbar auch hinbekommen, wieso ich nicht? Irgendwann ist mir dann klar geworden, dass Einsamkeit und Allein sein nicht das selbe ist. Für mich entsteht Einsamkeit dann, wenn ich mich nicht verbunden fühle. Und verbunden fühle ich mich nur dann, wenn ich so bin wie ich bin, gesehen werde und meine Authentizität von anderen angenommen wird. Ich glaube, dass Hochsensible öfter mit diesem Gefühl konfrontiert werden, weil sie besonders stark das Verlangen nach wahrer Verbundenheit spüren und das in unserer materialistischen und oberflächlichen Welt nicht so leicht zu finden ist. Aber Einsamkeit betrifft jede*n. Und offen darüber reden hilft. Denn es hilft nicht nur dir, sondern auch dein Gegenüber traut sich dann, darüber zu sprechen. Und plötzlich sind wir gemEINSAM einsam und dadurch ein Stück weniger einsam. 


27. Dezember 2021